Deutsche Post AG Briefzustellung in Berlin, 2006UPS AirlinesPostbank Centerfiliale Berlin-Charlottenburg, Goethestr. 2-3, 2006PIN Briefzustellung in Leipzig, 2005DHL Paketzustellung, Post in neuem DHL-Design, 1.4.2003Deutsche Telekom, Gebäudekennung, Digi Park Flughafen Köln/Bonn, 2006Vodafone Gebäude Am Seestern Düsseldorf, 2004

Post und Telekommunikation

Der Gastbeitrag

Der folgende Beitrag „Postautomation - Briefannahmesystem ABAS” ist mit freundlicher Zustimmung des Autors Dr. Edo-Meino Eden seiner Website www.Postautomation.de entnommen. Dr. Eden befasst sich sehr intensiv mit der Postautomation. Auf seiner Website veröffentlicht er in sehr persönlicher Gestaltung seine Forschungsergebnisse zur Postautomation in den Bereichen Automatenmarken, Freistempel, Briefannahme, Schalterbetrieb, Briefbearbeitung. (Stand Februar 2012).

Im Dezember 1995 startete die Deutsche Post AG einen Betriebsversuch mit automatischen Briefannahmesystemen. Unter der Bezeichnung ABAS wurden Systeme von Siemens-Nixdorf, Olivetti, Nagler und IBM getestet. Dr. Eden beschreibt die 4 Varianten.

Hinweis: Die urheberrechtliche Verantwortung für den gesamten Inhalt - Text und Abbildungen - liegt beim Autor.

Deutsche Postautomation im Bereich Briefannahme

Edo-Meino Eden

Inhalt

Einleitung: Automation im Briefannahmebereich

Automatisches Briefannahmesystem Siemens-Nixdorf

Automatisches Briefannahmesystem Olivetti

Automatisches Briefannahmesystem Nagler

Automatisches Briefannahmesystem IBM

Einführung: Automation im Briefannahmebereich

 100 Jahre Automation im Briefannahmebereich der deutschen Post 

Allein schon der Titel wird sicherlich viele Interessierte verblüffen. Aber tatsächlich gibt es schon seit einem Jahrhundert immer wieder Automationsversuche der deutschen Post, den Postschalterbetrieb zu entlasten durch Automaten, die entweder nur Teilbereiche der Briefannahme wie der „Einschreibautomat” oder die komplette Briefaufgabe wie die „Briefstation” leisten konnten. Länder wie Ungarn und USA haben hier schon sogar länger zurückliegende Automationsversuche!

Dabei hat es sich bisher (Stand Januar 2008) stets nur bemerkenswerterweise um Betriebsversuche gehandelt, die teilweise zwar längere Zeit liefen, aber nie zur flächendeckenden Installation geführt haben.

Da diese Betriebsversuche dem Postschalterbetrieb vorgelagert waren, war hier der Postkunde selbst durch die Bedienung der Automaten beteiligt im Gegensatz zur Automation im Schalterbereich bzw. in der weiteren Briefbearbeitung. Trotzdem sind diese Betriebsversuche häufig wenig beachtet worden, erst mit „ABAS” im Dezember 1995 begleitete auch die Sammlerschaft vermehrt diesen Automationsbereich.

Im Gegensatz zur Automatenbriefmarke haben wir praktisch im Briefannahmebereich eine reine Briefbeleg-Dokumentation.

Brief

Mit dem Einschreib-Automatenbrief von Berlin C2
mit Datum vom 9. November 1909 wird auch
der Ersttag der Inbetriebnahme des ersten deutschen R-Automaten dokumentiert.

Der Einschreibautomat versah nicht nur nach Kurbelbetätigung den vorfrankierten Umschlag mit seinem R-Stempel und deponierte den Brief im Automaten, sondern druckte als Beleg ein passendes Pendant von einer Quittungsrolle für den Benutzer ähnlich unseren heutigen ATM-Automaten!

Quittung

Ersttagsquittung Berlin C2 vom 9.11.1909

Zur ergänzenden Information: 054 entspricht der fortlaufenden Registriernummer und das Datum wurde dokumentiert von links nach rechts mit Monat, Tages- und dann Jahreszahl!

Ca. 25 Einschreib-Automaten in 15 Städten liefen größtenteils bis zur Inflationszeit, teilweise aber auch bis Anfang der 1930er Jahre (1931), und wurden von einem weiteren Automationsversuch im Briefannahmebereich der Deutschen Reichspost 1931, den sogenannten Münzfreistemplern, abgelöst.

Die Firma Hänel&Schwarz aus Berlin installierte im April 1931 am Potsdamer Fernbahnhof im Schalterraum einen elektrisch betriebenen Briefannahmeautomaten für einen Betriebsversuch, der gegen Münzeinwurf einen eingeführten Brief je nach Versendungswunsch in den möglichen Wertstufen zwischen 5 und 45 Pfennig in 5-Pfennig-Schritten mit einem Freistempelaufdruck versah und danach in sein Briefkastenfach vereinnahmte. Einen weiteren Automaten der gleichen Firma im Handkurbelbetrieb gab es noch mit einer einzelnen festen 6-Pfennig-Portostufe für Postkarten in Berlin Charlottenburg 5, ferner während der Sommerperiode zugänglich im Strandbad Wannsee und zu Ausstellungen auf der Messe Witzleben. Diese Münzfreistempler liefen von 1931 bis ca. 1939 und wurden wenig beachtet. Die Deutsche Reichspost konnte sich nicht zur flächendeckenden Aufstellung entschließen und es blieb beim Betriebsversuch. Ein Unterkapitel Münzfreistempler ist geplant [Redaktionshinweis: auf der Website www.postautomation.de], und neueste Forschungserkenntnisse werden dazu berücksichtigt, speziell im Bereich der Automaten der Fa. Hänel&Schwarz.

Brief

Münzfreistempler W9 15 Pfennig mit Zusatzfrankatur 50 Pfennig auf Postkarte USA Schleuderflug

Ein weiterer Betriebsversuch mit Münzfreistempel-Automaten lief noch kurzfristig von 1954 und 1955 in Berlin W15 und Neukölln und wurde von den Berlinern als „Beamtentod” bezeichnet. Aber der Versuch war nur für den Automaten „tödlich”, kein Schalterbeamter war in seiner Dienststelle durch diesen Automaten bedroht.

Brief

Die Abbildung zeigt den Francotyp Münzfreistempler aus dem Betriebsversuch 1955
in Berlin- Neukölln auf einer Ortspostkarte vom 5.5.1955

Erst im Dezember 1995 kam es dann wieder mit dem „Automatischen Briefannahmesystem” (ABAS) der Deutschen Post AG zu einem erneuten Betriebsversuch, der allerdings ebenfalls im Oktober 1996 wohl mit dem Urteil „nicht flächendeckend geeignet” das Schicksal seiner Vorgänger teilte.

Brief

Die Abbildung zeigt einen ABAS-Ersttagsbrief aus Leipzig im System Olivetti.
Die ABAS-Briefannahmeautomaten hatten im System der beteiligten Firmen von IBM, Olivetti
und Siemens- Nixdorf integrierte Münzwertzeichendrucker für Automatenmarken
von Nagler und Klüssendorf. Im Naglergerät war parallel ein N 104 eingebaut
und dadurch separate Bedienung.

Brief

Im April 2002 startete erneut ein Betriebsversuch im Briefannahmebereich mit dem Kürzel PDL (für PostDienstLeistungen), ein Automat der koreanischen Firma Samkyung mit integriertem Sielaff-ATM-Drucker. Bereits nach einem Jahr war auch dieser Versuch 2003 - mit 18 Standorten quer durch Deutschland verteilt - beendet. Dieselbe Firma startete erneut mit ähnlichem Konzept die sogenannte Briefstation dann nur noch an 3 Versuchsstandorten in Köln ab 1. August 2005.

Brief

Die Briefstation hat einen integrierten ATM-Sielaff-Drucker und das Stempelsystem Frankit.

Dieser Versuch endete am 19.5.2008 mit seinem letzten Standort in Köln auf der Goltsteinstrasse. Aber der Druck zur Automatisierung speziell auch im Briefannahmebereich ist groß, und Neuentwicklungen der Briefstation der Firma Telefrank führten schon am 1.10.2008 zum erneuten Betriebsversuch.

Brief

Die Abbildung zeigt einen Ersttagsbrief der Briefstation System ‚Telefrank’ vom 1.10.2008.

Im Folgenden werden nicht nur die oben genannten und teilweise abgebildeten Betriebsversuche, sondern natürlich auch das PIA- und auch PEH-System zur Portoinformation von Nagler und Olivetti bzw. Sielaff detailliert besprochen [Hinweis der Redaktion: Das PIA- und PEH-System finden Sie auf der Website www.postautomation.de im Abschnitt „Briefannahme”].

Der PIA-Automat von Mettler-Toledo wurde ja bereits im Kapitel Automatenbriefmarke [Hinweis der Redaktion: siehe www.postautomation.de] dargestellt, da hier ein eigenständiger Wertzeilenaufdruck im Sanssouci-Vordruck zu verzeichnen war. Auch das Konzept der Selbstbedienungspostämter der DDR sollte natürlich hier nicht fehlen. Aber schon diese Einführung zeigt, wie komplex auch die Automation im Briefannahmebereich geworden ist.

 Automatisches Briefannahmesystem (ABAS) der DEUTSCHEN POST 

 Das System der Firma Siemens-Nixdorf 

Im Mitteilungsblatt Nr. 72/1995 vom 30.11.1995 kündigte die Deutsche Post AG recht kurzfristig die Inbetriebnahme des ersten automatischen Briefannahmesystems an mit Beginn des Betriebsversuches zum 5.12.1995 und seinem ersten Standort beim Postamt Bonn 1 am Münsterplatz 17 mit einem Gerät der Fa. Siemens-Nixdorf. Die DBZ war damals in der Ausgabe 24/95 vom 24.11.1995 bereits die erste Fachzeitschrift, die ganzseitig (S.85) auf den bevorstehenden Betriebsversuch hinweisen konnte.

An diese Stelle gehört ein allgemeiner Rückblick auf das damalige Geschehen, auch zum Verständnis vielleicht Neuinteressierter, denn ABAS war damals in jeder Hinsicht erlebnisreich!

Die 4 verschiedenen Gerätetypen der Firmen Siemens-Nixdorf, Olivetti, Nagler und IBM waren unterschiedlich konzipiert. Während des Installationsverlaufs der Automaten konnte man feststellen, dass die Firmen in der Entwicklung unter Zeitdruck standen. Nicht technisch ausgereifte und jahrelang vom Posttechnischen Zentralamt geprüfte Automaten wurden vorgestellt, sondern der Betriebsversuch selbst war wohl rückblickend betrachtet die Testung. Die Erprobung der Automaten erfolgte durch die philatelistisch interessierte Sammlerschaft, denn über mangelnde Resonanz auch in der Presse litt der ABAS-Betriebsversuch sicherlich nicht! Im Gegenteil!

Angesprochen waren ja einerseits die Automatenmarkensammler durch die in 3 Gerätetypen integrierten ATM-Münzwertzeichendrucker, ferner die Postautomationssammler, die Freistempelspezialisten, die Sammler von Einschreibverfahren und nicht zuletzt die Heimatsammler. Dieser recht hohen Zahl von Interessierten standen dann an den bekannten Inbetriebnahmetagen an den insgesamt 16 Standorten (2 davon durch Umsetzung) Automaten mit trägen Softwareprogrammen gegenüber, die in einigen Fällen im wahrsten Sinne nur durch die anwesenden Firmentechniker mühsam über den Ersttag gerettet wurden, und auch das klappte nicht in allen Bereichen. Die angebotenen Versendungsformen der Automaten brauchten ablaufmäßig gelegentlich 4 bis 5 Minuten für eine Belegaufgabe zum Beispiel im Einschreibverfahren. Bei entsprechendem Andrang wurde daher seitens der Post in der Regel die Zahl der Briefvorgänge oder ATM-Bezüge auf 2-malige Bedienung pro Benutzer begrenzt. Für auswärtig angereiste Besucher bedeutete dies gelegentlich nur ein Bedienungsvorgang am Inbetriebnahmetag! Dafür war von der Jahreszeit her auch noch stundenlanges Anstehen bei teils frostigen Temperaturen angesagt. In mancher Hinsicht sicherlich damals ernüchternd. Ferner war auch noch nicht erkennbar, dass noch eine weitere Frustration anstehen sollte, nämlich wegen der Selbstzerstörung der benutzten 2-farbigen Thermolabel der Firma Siemens-Nixdorf im Freistempelverfahren. Dennoch sind davon im gesamten ABAS-Systembereich bei 16 Standorten nur 20% der Belegdokumentationen betroffen (2 Geräte hatten ja noch einen Standortwechsel) bei Berücksichtigung von Freistempelvorgang und Automatenmarkenbezug.

80% des ABAS-Belegmaterials ist verteilungsstatistisch gesehen ohne diese Labelvernichtung. Relativ spät - leider auch aus Zeitgründen - habe ich persönlich noch zur Sicherung zumindest das Quittungsmaterial der ABAS-Automaten fotokopiert. Dies ist kein vollwertiger Ersatz, aber die Thermoquittungen sind wohl auf Dauer gesehen eventuell auch noch gefährdet.

Bei der Abbildung von Siemens-Nixdorf-Belegen im Freistempelverfahren muss ich auf alte Bilder aus Veröffentlichungen zurückgreifen, da ich selbst nicht alles rechtzeitig kopieren konnte. Aber es handelte sich um einen Betriebsversuch, und dieser Versuch verlief nun einmal in einem Teilbereich ärgerlicherweise selbstzerstörend. Hier sollte man den Sachverhalt zähneknirschend akzeptieren. Leider waren diese Belege durch die Seltenheit an Inbetriebnahmetagen auch obendrein noch finanziell recht hoch angesiedelt. Aber es gibt ja aktuell in der Philatelie diesbezüglich allgemein eine lebhafte Diskussion zur Sicherung und Aufbewahrung des geliebten Materials. Die Postautomationssammler haben hier mit dem Siemens- Nixdorf-Automaten mit seinem ABAS-Label-System schon ihre negative Erfahrung im Schnellverfahren erledigt. Nach dieser Einführung in das heikle Thema werfen wir einen Blick auf den Automaten selbst im Kleiderschrankformat, der von allen ABAS-Automaten sicherlich damit für die Sammlerschaft zur schlechtesten Variante wurde. Die Bildvorlage stammt mit bestem Dank von C. Baumeister, Unna.

ABAS Siemens

Das Detailbild (Pressefoto der Deutschen Post) zeigt deutlicher
das linke Briefannahmefach, den mittleren Bedienungsteil mit Touchscreen-Bildschirm
und Quittungsausgabe und den rechten „Geld”-Bereich.
Definitionsgemäß ist der Automat ebenfalls ein Münzfreistempler!

ABAS Siemens

Die Bedienung über den Bildschirm war bei Siemens-Nixdorf bis zu einer späteren Softwareumstellung anfangs recht mühsam, speziell wegen häufiger Bestätigungsanforderungen. War das Programm bei Punkt „Briefaufgabe” angelangt, öffnete sich das linke Briefeinlegefach. Der Brief wurde gewogen und die Größe optisch vermessen. Wenn ein „Eselsohr” hoch stand, landete man schon unbegründet im nächsten Posttarif. Beim Einschreibverfahren wurde der Brief noch gescannt zur Nachweissicherung. Hatte man diesen Punkt erreicht, konnte im rechten Teil des Geräts der Zahlungsvorgang mit Münzen und Scheinen angeschlossen werden. Nach Zahlung wurde der Brief vereinnahmt, automatisch mit dem Label passend beklebt. Dabei gab es immer wieder Büge, die aber letztlich besser gewesen wären als die Aufdruckzerstörung. Der Vorgang wurde mit der Ausgabe der Quittung beendet, die zugleich Einlieferungsschein war.

Bonn Ersttag

Bonn Ersttag

Ersttag ABAS-Siemens-Nixdorf Bonn 1 am 5.12.1995. Oben die Schwarz-Weiß-Kopie aus der Schrift von P.R.Huber (1996) und unten aktuelle „Rest”-Darstellung (August 2008). Bei Siemens-Nixdorf wurde das Thermolabel durch unterschiedliche Erwärmung rotgefärbt für R-Ziffer und Rahmen bzw. Eilboten, der Restdruck erfolgte schwarz für Gebühr und Postamtsbezeichnung mit Datumsangabe und Posthornabbildung. Die dazugehörigen ABAS-Quittungen zeigen den Einlieferungsnachweis und die Gebührenquittung für Postwertzeichen aus Automaten. Diese Entgeltquittungen unterschieden sich nicht von den Quittungen beim Druck für Freistempelung oder bei der Abgabe von Automatenpostwertzeichen. Dies galt auch für die ABAS-Geräte von Olivetti und IBM.

Bonn Quittung

Für die Automatenbriefmarkenabgabe baute Siemens-Nixdorf einen 24-Nadeldrucker mit Typenbezeichnung N 109 der Firma Nagler ein. Ein Unterschied zur Markenabgabe im N 104 war nicht erkennbar, aber es konnte erstmals für Nagler-Automatenbriefmarken eine Quittung abgerufen werden. Der Bezug der ATM erfolgte ebenfalls über die Menüsteuerung und Touchscreen (Bildschirmeingabe).

Wiesbaden

Sanssouci ATM 10-Pfennigwert im Nagler N24-Druck und ABAS-Quittung Wiesbaden 1996

Siemens-Nixdorf schaffte es damals durch Verbesserung der Technik gerade noch rechtzeitig, seine weiteren Automaten an den Standorten der Postämter in Bremen 1, Bottrop 1, Köln 1 und Wiesbaden 1 mit ABAS-Geräten zu installieren. Zur speziellen Information für Interessierte: Bonn 1 lief gerade einmal 3 Tage in den ersten 4 Wochen seit 5.12.1995! Dem eigenen technischen Produkt wohl anscheinend misstrauend, stattete Siemens-Nixdorfseine Automaten mit zwei Möglichkeiten zur Fehlermeldung aus unter dem Stichwort „Geld oder Brief” im Quittungsdruck zu Reklamationszwecken.

Der integrierte Münzwertzeichendrucker für Automatenbriefmarken erlaubte die freie Wahlmöglichkeit der Wertstufen von 10 bis 9990 Pfennig. ATM-Vorschlagswerte oder ATM-Satzangebote wie bei den ABAS-Automaten von Olivetti und IBM gab es nicht! Das Gerät vom Postamt Köln 1 wurde später umgesetzt zum Postamt Dortmund 1. Hier hatte Siemens-Nixdorf seinen letzten Betriebsversuchstag im ABAS-System am 26.03.1997.

In diesem Zusammenhang kann festgehalten werden, dass die Bonner mit ihrem Mundwerk nicht weniger schlagfertig waren als die Berliner. Gaben die Berliner dem Münzfreistempler 1954 am Postamt W 15 den Namen „Beamtentod”, so hatten die Bonner nach der Inbetriebnahme am 5.12.1995 schon ein Firmen-Synonym für den Ablauf parat mit „Siemens-Nix geht!”

Die Schwerfälligkeit und Störanfälligkeit des Siemens-Nixdorf-Systems verwundert schon etwas. Denn ganz unvorbereitet auf das automatische Briefannahmesystem war die Firma nicht. Schon 1993 hatte Siemens-Nixdorf auf der CeBIT-Ausstellung in Hannover drei Selbstbedienungsautomaten für Postkunden vorgestellt. Neben einem Finanzterminal war auch ein Postautomat mit der Kombination von Münzwertzeichendrucker (Klüssendorf-Drucker) und Faxgerät als Prototyp aufgebaut. Als dritter Entwicklungsvorschlag wurde damals ein Paketannahmeautomat gezeigt. Eine detaillierte Vorstellung dieser Prototypen ist geplant.

An dieser Stelle möchte ich noch Art und Umfang des Annahmespektrums im ABAS-System vorstellen, wie es in der Originalanlage des Mitteilungsblattes der Deutschen Post Nr.72/1995 vorgestellt wurde.

ABAS Siemens

Der Betriebsversuch mit dem Gerätetyp der Firma Olivetti startete am 8.12.1995 beim Postamt Leipzig 1. Der Freistempelabdruck des Olivetti-Systems wurde im Tintenstrahldruck erzeugt. Hier zeigen sich löblicherweise bis heute keine Auflösungserscheinungen! Siehe nachfolgendes Kapitel.

 Das System der Firma Olivetti 

Die Firma Olivetti war in der Entwicklung eines Briefannahmesystems technisch wohl gut vorbereitet und bereits international diesbezüglich tätig (Holland, Portugal). So konnte Olivetti bereits am 8.9.1995 einen Briefannahmeautomaten im Betriebsversuch in Portugal starten anlässlich der Eröffnung des neuen Hauptpostamtes in Lissabon. War dort ein Klüssendorf-ATM-Münzwertzeichendrucker eingebaut, so war in der deutschen ABAS-Bauweise - wie bei Siemens-Nixdorf - jedoch ein Münzwertzeichendrucker Typ Nagler N109 integriert.

Die Bedienung der Briefeingabe zur Freistempelung und der Bezug der Automatenpostwertzeichen erfolgte im Olivetti-Automaten über eine gemeinsame Tastatur.

Wieder kann ich erfreulicherweise zur Gerätedarstellung auf Fotos von C. Baumeister, Unna, zurückgreifen.

ABAS

Der ABAS-Automat von Olivetti war etwas schmaler als der „Kleiderschrank” von Siemens-Nixdorf aber ebenso mannshoch. Auch hier noch eine seitliche Detailabbildung, die mit bestem Dank von J. Olschimke, Kelkheim, stammt.

ABAS Olivetti

Rechts positioniert Bildschirm, Tastatur und darunter das Briefeingabefach. In der Mitte die „Geld”-Anordnung mit Münzschlitz und Element für die Kartenzahlung und links findet sich die Quittungsausgabe und die Schale für Geldrückgabe und Markenauswurf. Die Firma Olivetti hatte drei Standorte im Betriebsversuch der Deutschen Post, beginnend mit der Erstaufstellung in Leipzig am 8.12.1995. Im Januar 1996 folgten dann die beiden weiteren Automaten mit den Daten 4.1.1996 in Braunschweig und 5.1.1996 in Cottbus. Auch wenn die Freistempelung der Olivettiautomaten mit Tintenstrahldruckern erfolgte, deren Belege löblicherweise haltbarer dokumentiert werden können als die Wertlabel von Siemens-Nixdorf, so war das System im Gegensatz zum ABAS-IBM-Tintenstrahldruck doch störanfälliger. Das Problem lag begründet in der Anforderung der Post mit Freistempelausdruck in den Farben rot und schwarz (siehe auch Ausführung im Kapitel Siemens-Nixdorf). Hier arbeitete Olivetti nur mit einem Druckkopf, und durch Systemstörungen waren Ausfälle der roten Farbe häufiger als Ausfälle der schwarzen Farbe zu registrieren, übrigens im Gegensatz zum Tintenstrahldrucker bei IBM (siehe übernächstes Kapitel) mit der Anordnung von zwei Druckköpfen. Aber auch dort lief nicht alles störungsfrei, wie wir sehen werden.

Der Andrang am Inbetriebnahmetag in Leipzig war erstaunlich und so groß, dass die Post die Nutzung auf zwei Bezugsvorgänge pro Person begrenzen musste. Siehe folgende Postinformation

ABAS Olivetti

Im obigen Beispiel hat sich der Teilnehmer (P.R.Huber) seine „Wartenummer” mit einer Automatenbriefmarke und passendem Sonderstempel am Inbetriebnahmetag dokumentiert. Die Deutsche Post hatte für den Start der automatischen Briefannahmesysteme zwei Sonderstempel für Bonn und Leipzig gefertigt, die das ABAS-System stilisiert abbilden. Zusätzlich gab die Deutsche Post für Bonn und Leipzig Werbekarten im DIN A5 Format heraus mit Abschlag des Sonderstempels auf einer Sanssouci-ATM zu 100 Pfennig. Siehe folgende Abbildungen: vorderseitig die Leipziger und rückseitig die Bonner Variante dargestellt.

ABAS Werbekarten

Der nachfolgende Inbetriebnahmebeleg berücksichtigt die mögliche AEROGRAMM-Portostufe mit 200 Pfennig plus 350 Pfennig für die Zusatzleistung „Einschreiben” (bei Briefaufgabe wäre *650* Portowert erschienen) nach Canada mit dortiger Eingangscodierung.

ABAS FDC

Die dazugehörigen Automatenquittungen unterscheiden sich von den Siemens-Nixdorf-Quittungen im ABAS-System praktisch nur durch das höher gesetzte Posthorn-Logo.

FDC Aero FDC Aero

Im nachfolgenden Beispiel ein Druckausfall der schwarzen Farbe mit „Nachbereitung” der Post Braunschweig durch „Taxe percue”-Stempel - Werteinsatz 4 DM 50Pf - und Tagesstempel vom 2.2.1996 und handschriftlichen Hinweis auf Druckfehler im =ABAS 1=.

ABAS Olivetti

Zum obigen Automaten-„Absturz” passt sehr schön ein weiteres Foto von C. Baumeister, das uns gleichzeitig einen Blick ins Automaten-Innere des Olivetti-Gerätes gewährt.

ABAS Olivetti

Erwähnenswert ist an dieser Stelle der Ausfall der Nachweissicherung durch Scannung der Belege im Einschreibverfahren des ABAS-Olivetti-Automaten in Cottbus am Inbetriebnahmetag. Trotz intensivem Einsatz der Techniker waren dennoch nur 9 Einschreibbriefe am Ersttag in Cottbus möglich, obwohl ausgerechnert Olivetti von den Einschreibbelegen nur die Vorderseite dokumentierte im Gegensatz zu den drei Mitbewerbern Siemens-Nixdorf, Nagler und IBM die Vorder- und Rückseite scannten.

Neben der Freistempelung war auch der Bezug der Automatenmarken über die Tastatur aktivierbar. Der integrierte Münzwertzeichendrucker der Firma Nagler Typ N109 konnte im Bildschirmmenü angesteuert werden. Hier aber gab es einen Markenvorschlag in der Bildschirmführung. Wir registrieren somit einen „Olivetti-ATM-Satz” mit den beiden Wertstufen zu 80 und 100 Pfennigen. Auch Mehrfachtastenabruf war vorgegeben.

Die folgende Abbildung zeigt uns den Olivetti-ATM-Satz vom Ersttag in Braunschweig mit Datum vom 4.1.1996 und Sammelquittung zu DM 1,80.

ABAS ATM-Satz

Auch ein Brief mit Automatenmarke soll einmal dargestellt werden, in diesem Fall vom Ersttag Leipzig als Luftpostweltbrief nach Australien. In diesen Fällen mit passender Automatenmarke funktionierten die ABAS-Automaten als reine Portobestimmungshilfe ähnlich den PIA-Automaten. Der Brief wurde gewogen, die Versendungsart berücksichtigt, der ATM-Portowert errechnet, die ATM ausgedruckt und die Marke ausgegeben. Der Brief wurde mit dem Automatenpostwertzeichen freigemacht, extern eingeworfen oder bei besonderer Versendung am Schalter aufgegeben. Im Nagler-ABAS-System war in diesen Fällen nur die Portoermittlung im Menü abrufbar. Das errechnete Automatenpostwertzeichen musste im separat eingebauten Münzwertzeichendrucker gezogen werden ohne Druckmöglichkeit der Automatenquittung im Gegensatz zu den anderen drei ABAS-Systemen. Siehe Nagler-Kapitel.

ABAS Olivetti

Am 14.12.1995 startete mit dem dritten Gerätetyp dann die Premiere der Firma Nagler im ABAS-„Circus”. Siehe nachfolgendes Kapitel.

 Das System der Firma Nagler 

Die Firma Nagler Automaten-Technik GmbH aus dem oberpfälzischen Wernberg-Köblitz versorgte die Deutsche Post bereits mit den Münzwertzeichendruckern N101, N102 und N104 zur Automatenmarkenproduktion. Während im ABAS-System die Konkurrenzfirmen den Nagler Automatenmarkendrucker N109 integrierten und dabei das Auswahlmenü für Freistempelung und ATM-Abruf über eine Tastatur steuerten, trennte Nagler selbst in seinem ABAS-System die beiden Vorgänge und baute separat einen Münzwertzeichendrucker mit der Typenbezeichnung N106 ein ohne die Möglichkeit der Abgabe von Automatenquittungen beim Briefmarkenkauf.

ABAS Nagler

Ein Nagler-Werksfotoausschnitt aus einem internationalen Werbeprospekt verdeutlicht die Anordnung und den recht imposanten Automaten mit dem stolzen Maß von 2x3 Metern. Linkseitig Briefannahmefach, Bildschirm und Wahltastatur, etwas abgeschrägt nach rechts sind Zahlvorgang und Belegausgabe platziert. Ganz rechts noch zusätzlich 2 Automaten eingebaut: ein Münzwertzeichendrucker N106 aus eigener Produktion und ein Automat zum Erwerb von Telefonkarten und Markenheftchen.

ABAS Nagler

Der Inbetriebnahmebeleg des ABAS-Systems der Firma Nagler
vom ersten Standort in Nürnberg vom 14.12.1995 zeigt
einen eingeschriebenen Luftpostbrief nach Canada in der Wertstufe *650*
in einer aufwendigen Labelanordnung.

Der obige Brief erforderte die Platzierung gleich von vier verschiedenen transparenten Folien! Zunächst das rechts angeordnete Wertlabel mit Standort, Datum, Uhrzeit und Posthornlogo. Das links oben platzierte Einschreiblabel besteht aus zwei Folien. Der schwarz bedruckte fortlaufende Numeratoreindruck auf Foliendruck wurde mit einem „Rot-Label” mit Rahmen und R-Hinweis überklebt! Darunter dann noch die Folie für Luftpostversendung.

Erstaunlich war, dass dieses thermobedruckte Labelsystem im Menüabruf dennoch nur 2 Minuten benötigte und damit die halbe Zeit gegenüber dem Siemens-Nixdorf-System. So konnte die Zahl der Inbetriebnahmebelege Nürnberg trotz Start erst in der Mittagszeit die Belegzahl aus Bonn vom 5.12.95 mit nur ca. 170 Vorgängen sogar noch übertreffen. Die Schwarzaufdrucke sind sehr empfindlich und können problemlos durch Abkratzen in „seltene” Blankolabel „umgestaltet” werden!

ABAS Nagler ABAS Nagler

Sicherlich weisen die dazugehörigen ABAS-Quittungen leichte Unterschiede zum Druckbild der entsprechenden Belege in den beiden vorherigen Kapiteln auf, aber wichtiger scheint mir ihre bisherige 13-jährige Haltbarkeit zu sein. (2009)

Nicht immer funktionierte das Folienklebesystem im Freistempelvorgang, wie die folgende Abbildung vom Ersttag in Nürnberg zeigt. Wertlabel und Numerator-Einschreib-Label sind richtig platziert, aber die rote Einschreibdeckfolie fehlt. Brief 2. Gewichtsstufe Einschreiben.

R-Ausfall

Nach Nürnberg folgten noch Augsburg und Pforzheim als weitere Nagler-Standorte im ABAS- Betriebsversuch. Der Standort Regensburg mit Ersttag 2.9.96 resultierte nur aus einer Geräteumstellung aus Augsburg.

Riedel Fehldruck

Der obige Nagler-Augsburg-Beleg dokumentiert den gesamten Labelausfall im Einschreibverfahren. Trotz Mühen der anwesenden Postler bedurfte es einer Nachbearbeitung mit gewohntem Schalter-Einschreib-Zettel, um die Investition von *450* Pfennigen zu bestätigen und die Nachweisversendung zu sichern.

Durch die Folientransparenz kommt natürlich der Briefcouvertuntergrund bei Nagler im Freistempelsystem ABAS unterschiedlich zur Darstellung. Nachdem oben schon rosa und weiß demonstriert werden konnten, nun im folgenden Beispiel eine braune Variante.

ABAS Nagler

Besonders an bunt gestalteten Briefumschlägen entwickelte die Transparenzfolie der Wertlabel sicherlich eine bis dato einmalige Variante der Freimachung. Dazu ein „Regenbogen-Label”, eine Initiative von H.-J. Tast, Schellerten.

Regenbogen Brief

Vermerkt werden sollte an dieser Stelle, dass im Nagler-System erst ab Mai 1996 durch Softwarepflege die Aerogramm-Aufgabe portogerecht funktionierte.

Der 27.6.1997 war der letzte Betriebstag der Nagler-Geräte im Rahmen des ABAS-Betriebsversuchs der Deutschen Post.

Im nachfolgenden Kapitel wird mit dem ABAS-Gerät der Firma IBM der vierte und letzte Gerätetyp vorgestellt mit allerlei Besonderheiten für ATM- und Postautomationssammler.

 Das System der Firma IBM 

Der vierte und letzte Gerätetyp der Briefannahmeautomaten im ABAS-Programm der Deutschen Post AG stammte von der Firma IBM und hatte seinen Erstinbetriebnahmetag am 19.12.1995 in Darmstadt. Auch hier eine Abbildung des Automaten von J.Olschimke, Kelkheim.

ABAS IBM

Während die Konkurrenten an ihren Automaten im Briefannahmesystem die Postkunden mit großzügigen frontseitigen Beschriftungen empfingen, hatte demgegenüber IBM nur ein kleines Hinweisschild angebracht: Briefannahme Automat IBM TIS 8696. Vom Format her stand er den anderen Automaten nicht nach. Ein Foto aus dem internationalen Prospekt der Postal Industry IBM zeigt die Geräteproportionen im Bedienungsvorgang.

IBM

Erkennbar ist hier das Briefannahmefach, deutlich schmaler als bei den anderen ABAS-Automaten. Links der Bildschirm mit Menüführung im Touchscreen-Verfahren. Rechts daneben die Geldannahme. Unter dem Bildschirm das Fach für die Beleg- und Briefmarkenausgabe. Rechts davon die Annahmemöglichkeit von Geldscheinen und weiter rechts noch das Rückgeldfach.

Der Briefannahmeautomat von IBM hatte als einziger der vier Gerätetypen für den Druck der Automatenpostwertzeichen einen Klüssendorf-Schalterwertzeichendrucker Typ 847 online integriert, der wie die Freistempelung über den Bildschirm angesteuert wurde. Dies war die erste und sollte die einzige Verwendung des SWZD Typ 847 von Klüssendorf in Deutschland sein und bleiben.

Der Schalterwertzeichendrucker 847 von Klüssendorf wurde allerdings bereits in Spanien eingesetzt und hier speziell in der Offline-Version im Schalterbetrieb. Zur Vorstellung darf ich auf eine internationale Werbeprospektvorlage der Firma Klüssendorf aus Berlin-Spandau zurückgreifen.

Klüssendorf

Rechts der Klüssendorf SWZD 847. Mit der Bedienkonsole - links - kann der SWZD Typ 870 offline eingesetzt werden. Im ABAS-IBM war das reine Druckwerk für die Automatenmarken eingebaut mit Typenraddruck. Typenunterschiede im Wertstufenausdruck sind zu den anderen Druckwerken 651 und 829 der Klüssendorf-SWZD nicht erkennbar.

Auch in Darmstadt bestand am Inbetriebnahmetag recht großer Andrang und lebhaftes Interesse.

ABAS Darmstadt

Freistempelbeleg im Tintenstrahldruck
vom Ersttag 19.12.1995 des ABAS-IBM in Darmstadt

Quittung Quittung

Die dazugehörigen Quittungen für Einlieferung und Geldbetrag zeigen die typische ABAS-IBM-Trennung in gewellter Schnittform. Die Softwaresteuerung war am Inbetriebnahmetag sehr instabil. Es wurden im Freistempelvorgang im Einschreibverfahren Numeratoreindrucke mit und auch ohne Kennbuchstaben ausgedruckt.

Die vorweihnachtliche Vorstellung des ABAS-IBM-Automaten war in mehrerer Hinsicht als vorgezogene Bescherung anzusehen. Die Bescherung lag im übertragenen Sinne darin, dass der Erstinbetriebnahmetag eigentlich auch schon ein Letzttag wurde! Nach knapp 24 Stunden Erstinbetriebnahme - verbunden mit viel Technikerunterstützung - wurde das Gerät schon wieder abgebaut und erst am 6.2.1996 mit geänderter Software wieder eingesetzt!

Siemens-Nixdorf hatte in Bonn sicherlich keine gute Anfangszeit und der Automat wurde vor Ort in den ersten 4 Wochen fortlaufend korrigiert (siehe Siemens-Kapitel), aber IBM baute gleich wieder nach dem Erstinbetriebnahmetag ab und nahm den Automaten mit zurück ins Werk!

ABAS IBM

Ein Vergleich der Freistempelabdrucke vom Ersteinsatztag am 19.12.1995 und vom „Zweitersttag” 6.2.1996 macht den geänderten Ausdruck im Tintenstrahl-Freistempel evident. Der Numerator ist vom R-Buchstaben weggerückt, und Kennzeichnung A war in der Software stabil eingefügt. Ferner wirkt die Schriftführung klarer. Problematisch wurde es bei Ausfall eines der beiden Druckmodule, die übereinander angeordnet waren!

Der folgende Beleg zeigt einen Druckausfall des oberen Tintenstrahlmoduls im Schwarzdruck am Standort Lübeck.

Lübeck Druckausfall

Der Tagesstempel legitimierte Betrag und Versendung.

Die beiden anderen IBM-ABAS-Automaten waren durch die Anfangsproblematik mit Verspätung in Ludwigsburg (19.3.1996) und in Lübeck (16.4.1996) in den ABAS-Betriebsversuch gestartet.

Wie anfangs erwähnt, war im IBM-ABAS ein Klüssendorf-SWZD Typ 847 integriert mit Wertstufenaufdruck durch Typenraddruck auf der Automatenbriefmarke. Die Ansteuerung erfolgte über das Bildschirmmenü per Touchscreen. Nach Eingabe „Briefaufgabe” wurde das Einlegefach frei gegeben, das IBM-System transportierte den Brief selbstständig zur Waage, das Fach wurde verschlossen und die weitere Portobestimmung durchgeführt. Anschließend wurde sogar dem Postkunden die Wahlmöglichkeit zwischen Freistempelung oder passend errechneter Automatenbriefmarke angeboten. Die ATM wurde ausgeworfen oder der Brief zur Freistempelung vereinnahmt. Abrufbar war anschließend der der Druck der Quittung über das Entgelt für Automatenbriefmarke oder Freistempel und gegebenenfalls der Einlieferungsschein.

Es war aber auch der direkte Kauf der Automatenbriefmarke abrufbar. In diesem Fall bot das Bildschirmmenü zwei Möglichkeiten an. Einmal gab es die Wahlmöglichkeit eines beliebigen ATM-Wertes zwischen 10 und 9990 Pfennig oder das Kaufangebot für einen fest einprogrammierten ATM-Satz mit 11 Werten von 10 bis 700 Pfennig zu 25,70 DM. Der IBM-ABAS-Satz entsprach damit dem zeitgleich programmierten Tastensatz im Klüssendorf 631. Siehe Kapitel „Freimachung mit Automatenmarken - Klüssendorf Gerätetyp 631”

Nagler Quittung

IBM-ABAS-Tastensatz vom Ersttag Darmstadt 19.12.1995 über 25,70 DM

Der integrierte ATM-Schalterwertzeichendrucker Klüssendorf Typ 847 hatte seine Tücken und es gibt zahlreiche Fehldruckbeispiele im Wertstufenaufdruck, wie die folgenden Beispiele zeigen. Dies lag nach Erfahrung der damaligen Benutzer weniger am Druckwerk des Klüssendorf 847, sondern eher an Stauproblemen im Auswurfschacht.

Darmstadt Fehldruck Fehl II Fehl III

Auch eine interessante Episode vom IBM-Standort Lübeck gibt es zu berichten. Die internationalen Bemühungen von IBM wurden hier bestätigt, denn in Lübeck war der Quittungsdruck mit spanischer Variante „Standort Valencia” kurzfristig fehl programmiert.

Die nachfolgende ABAS-ATM-Dokumentation zeigt einen kompletten Nachnahmevorgang im Einschreibversand mit ABAS-Quittung über Bezug der Automatenmarke 7,50 DM, Einlieferungsschein und Tagesstempel Darmstadt 13.2.1996 und Bankgutschrift des Nachnahmebetrages über 35,00 DM auf das Postgirokonto Köln.

Darmstadt

R-NN Belege

IBM beendete seine Betriebsversuche an den drei Automaten-Standorten mit unterschiedlichen Daten. Ludwigsburg war wohl am 27.6.1997 für IBM das endgültige ABAS-Ende.

Alle vier Firmen beendeten 1997 ihre ABAS-Betriebsversuche, und erst 2002 gab es im Briefannahmeverfahren der Deutschen Post einen neuen Start. Aber keine der ABAS-Firmen war beteiligt, sondern die koreanische Firma Samkyung!

Zuvor wurden aber Automaten im Briefannahmebereich erprobt zur Portoermittlung (SKIP, PIA , PEH), die ich zunächst vorstellen möchte. Es gab hier zwei Varianten. Einige Systeme waren mit der Möglichkeit zum online Bezug der Automatenbriefmarke ausgestattet und andere trennten Portoermittlung und ATM-Bezug. Aber beide Varianten hatten keine direkte Möglichkeit der Briefaufgabe, waren also ohne Briefkastenfunktion. Siehe Kapitel „Automaten zur Portoermittlung” auf der Website www.postautomation.de.