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Post und Telekommunikation

Der Gastbeitrag

Den folgenden Beitrag von Rudolf Boll hat die Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e.V. in ihrem Magazin „Post- und Telekommunikationsgeschichte”, Heft 2/2000, veröffentlicht. Mit freundlicher Zustimmung des Autors wird er Teil dieser Chronik.

Zum Autor:
Rudolf Boll leitete bis 2013 die Pressestelle der Bundesnetzagentur und wechselte dann in den Leitungsstab. (Stand: 2013)

Verbraucher sind die Gewinner der UMTS-Lizenzen-Versteigerung
Bericht über die UMTS-Lizenzen-Versteigerung bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post im Jahr 2000

von Rudolf Boll

Das Ergebnis vorweg

Am Nachmittag des 17. August 2000 stand nach einem fast 3-wöchigen Bietmarathon fest, dass in Deutschland 6 Unternehmen und Konsortien eine UMTS/lMT-2000-Lizenz erhalten werden. Die glücklichen Gewinner sind:

Es ersteigerten alle je 2 Frequenzblöcke von je 2 x 5 MHz (gepaart). In einem 2. Versteigerungsabschnitt erhielten mit Ausnahme von VIAG-Interkom, die nicht weiter mitboten, die übrigen 5 Unternehmen und Konsortien zusätzliches Spektrum von 1 x 5 MHz (ungepaart), das vor allem für asymmetrische Übertragungen geeignet ist.

Für das gesamte Spektrum wurden 99,3682 Milliarden DM geboten. Dies ist die höchste Summe, die jemals in einer Versteigerung erzielt wurde, berichtete am Tag darauf die New York Times. Mit dieser Lizenz haben die Unternehmen und Konsortien das Recht erworben, die ersteigerten Frequenzen bis 2020 zu nutzen.

Wir sprechen bei UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) von der 3. Mobilfunkgeneration. Es handelt sich dabei um einen vollkommen neuen Markt. UMTS ist Bestandteil einer ganzen „Standard-Familie”, die sich IMT-2000 (IMT = International Mobile Telekommunication) nennt. Damit soll dem Verbraucher ein weltweites Kommunikationssystem angeboten werden, sodass dieser mit seinem Mobilfunkgerät auch von Asien oder Amerika aus kommunizieren kann. Zu den neuen Möglichkeiten von UMTS/IMT-2000 gehören:

Damit werden die großen Wachstumsmärkte Mobilfunk und Internet:zusammenwachsen und dem Wirtschaftsstandort Deutschland einen großen Schub nach vorne geben. Um die Leistungsfähigkeit der 3. Mobilfunkgeneration zu verdeutlichen, sei gesagt, dass UMTS stationär 32-mal schneller als ISDN und 200-mal schneller als die 2. Mobilfunkgeneration (GSM) ist. So benötigt man für die Übertragung eines Buches mit 1.000 Textseiten - das entspricht 2,5 Megabyte - im GSM-Standard 34,7 Minuten, bei UMTS stationär nur 10 Sekunden, in der mobilen Anwendung 39 Sekunden.

Die Vorbereitung der Auktion

Die ersten grundsätzlichen Entscheidungen zum Vergabeverfahren der Lizenzen traf die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) bereits am 10. Mai 1999. Dabei ließ sich die Behörde von verschiedenen Regulierungszielen leiten. Zum einen sollten die Interessen der Nutzer gewahrt werden. Darüber hinaus sollte für einen chancengleichen und funktionierenden Wettbewerb gesorgt werden. Ebenso musste aber auch sichergestellt werden, dass die Frequenzen effizient und störungsfrei genutzt werden.

Damals legte die Reg TP fest, die Anzahl der Lizenzen zu beschränken. da nicht ausreichend Frequenzen zur Verfügung stehen. Ebenso entschied man sich für das Versteigerungsverfahren, wie es das Telekommunikationsgesetz (TKG) präferiert, weil es das transparenteste Verfahren ist und die erfolgreichen Bieter die Frequenzen am effizientesten nutzen werden.

Die Entscheidungen zu den Vergabebedingungen und den Versteigerungsregeln, die .ebenso wie die ersten grundsätzlichen Entscheidungen vor ihrer Festlegung zur Kommentierung im Amtsblatt der Reg TP veröffentlicht wurden, fielen am 18. Februar 2000. Danach stand fest, dass es keine regionalen Lizenzen geben wird und die Anzahl der Lizenzen nicht im Vorhinein festgelegt wird, sondern sich durch das Bietverhalten ergibt. Dazu wird das vorhandene Spektrum von 2 x 60 MHz (gepaart) in 12 qualitativ und quantitativ gleichwertige Blöcke à 2 x 5 MHz (gepaart) aufgeteilt, und jeder Bieter muss mindestens 2, kann aber auch 3 Blöcke ersteigern. Damit ergibt sich eine Anzahl von 4 bis 6 möglichen Lizenzen. Mit diesem flexiblen Lizenzierungsansatz wurde den unterschiedlichen geschäftlichen Planungen der einzelnen Bieter Rechnung getragen. Außerdem konnte dadurch sicher gestellt werden. dass sich ein Bietwettbewerb einstellt. Nur dieser ergebnisoffene Ansatz hat es ermöglicht, dass in Deutschland 6 Lizenzen vergeben werden konnten. Dies ist für den Verbraucher das bestmögliche Ergebnis, denn so entsteht mehr Wettbewerb.

Für Neueinsteiger wurden keine Frequenzen reserviert. Um aber eine Chancengleichheit für Newcomer zu gewähren, sollen kombinierte GSM- und UMTS/IMT-2000-Angebote auch für Neueinsteiger auf der Grundlage der erteilten GSM-Lizenzen sowie von § 4 Telekommunikationskundenschutzverordnung ermöglicht werden, sofern die heutigen GSM-Betreiber, die eine UMTS/IMT-2000-Lizenz erworben haben, ebenfalls solche Angebote, sei es über ihren eigenen Vertrieb oder über unabhängige Diensteanbieter, erbringen. Das Ergebnis der Versteigerung mit 2 Newcomern zeigt, dass auch diese Entscheidung der Reg TP vollkommen richtig war.

Bei der Auktion wurden die Frequenzblöcke abstrakt angeboten. d.h. erst nach der Versteigerung wird nach Effizienzgesichtspunkten festgelegt, wo diese Blöcke auf dem Spektrum liegen werden. Da es sich um eine simultane Auktion handelte. erteilte man den Zuschlag für alle Blöcke erst, nachdem kein neues Gebot mehr für einen der Blöcke abgegeben wurde. Nur wer sich im 1. Versteigerungsabschnitt eine Lizenz gesichert hatte, konnte im 2. Teil der Auktion mitbieten, in dem 1 x 25 MHz (ungepaart) als Ergänzungsspektrum zugeschlagen wurden.

Für die Auktion wurde das Mindestgebot pro Frequenzblock von 2 x 5 MHz (gepaart) auf 100 Millionen DM und pro Frequenzblock von 1x 5 MHz (gepaart) auf 50 Millionen DM festgelegt.

12 Unternehmen und Konsortien hatten sich um die Teilnahme an der Auktion beworben. Die Reg TP hat nach einem Verfahren, in dem sie die Bewerber auf Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und Fachkunde gemäß TKG überprüfte, 11 Bewerber zugelassen. Bis zur eigentlichen Auktion wurde von einigen Unternehmen auf eine Teilnahme verzichtet, andere wiederum hatten sich zu einer gemeinsamen Teilnahme entschlossen. So gingen schließlich am 31. Juli 2000 7 Bewerber an den Start, die sich zuvor in einer Bieterschulung mit der Soft- und Hardware, die bei dieser Auktion eingesetzt wurden, vertraut machen konnten. Es handelte sich nämlich um eine elektronische Versteigerung mithilfe von Computern.

Der Ablauf

Um Absprachen während der Auktion zu vermeiden. saßen die Bieter voneinander separiert unter Aufsicht eines Mitarbeiters der Reg TP. In ihrem Bieterraum besaßen sie die Möglichkeit mit ihrer Konzernzentrale und dem Auktionator zu telefonieren, andere Telefongespräche waren nicht möglich. Außerdem befand sich der Bietcomputer im Raum. Vor der Versteigerung mussten die Bieter durch Abgabe von Bürgschaften angeben, ob sie für 2 oder 3 Blöcke bieten wollen. Um kein Bietrecht für einen der Blöcke aufzugeben, mussten sie jede Runde für jeden Block, bei dem sie kein Höchstgebot hielten, ein valides Gebot abgeben. Dies war gegeben, wenn das bis dahin abgegebene Höchstgebot für einen Block um das geltende Mindestinkrement (Mindeststeigerungsbetrag) überstieg. Das Mindestinkrement wurde vom Auktionator zunächst auf 10 Prozent, im weiteren Verlauf auf 5 und später arf.2 Prozent festgelegt. Für jede Runde hatten die Bieter höchstens 40 Minuten Zeit, nach jeder Runde veröffentlichte der Auktionator die Höchstgebote unter Angabe des Bieters. Hatten mehrere Bieter ein gleichhohes Gebot abgegeben, erschien nur das zuerst abgegebene Gebot auf der Tafel. Da lediglich die Höchstgebote angezeigt wurden, konnte man nur dann erkennen, ob ein Unternehmen Bietrechte für 3Blöcke hat, wenn es für alle 3 Blöcke gleichzeitig ein Höchstgebot hielt. Ebenso war eine Reduzierung der Bietrechte auf 2 Blöcke nur bei einer bestimmten Konstellation erkennbar.

Dies machte das Verfahren besonders spannend. da die Bieter nicht mehr Informationen hatten als die außen stehenden Beobachter, die die Auktion auf der Internetseite der Reg TP mitverfolgten. Die ersten Gebote machten schnell deutlich, dass die Bieter sehr vorsichtig mit dem Geld ihrer Aktionäre umgingen und die geforderten Mindestgebote fast kaum überschritten. Damit zogen die Gebote zunächst noch nicht so stark an. Im Laufe der Versteigerung wurden sie aber immer größer und stiegen steil an, vergleichbar einer Exponentialkurve. Dies führte nach 2 Wochen zum Ausscheiden des ersten Teilnehmers. Als für eine Lizenz mit 2 Frequenzblöcken mehr als 10 Milliarden DM gezahlt werden mussten, entschloss sich Debitel zum Ausstieg aus der Versteigerung. Jetzt wurde es für die restlichen Bieter spannend. 6 Unternehmen boten für 12 Frequenzblöcke. Rechnerisch hätte dies für jeden Bieter 2 Blöcke und damit eine Lizenz bedeuten können. Dafür hätte aber kein Bieter eine Frequenzausstattung mit 3 Blöcken erreicht. Wenn auch nur ein Bieter 3 Blöcke haben wollte, musste ein Unternehmen ausscheiden. Dies führte zu einem sehr spannenden Rennen. denn zu diesem Zeitpunkt waren viele der verbliebenen Bieter noch mit Bietrechten für 3 Blöcke in der Auktion. Im Laufe der Zeit signalisierte ein Unternehmen nach dem anderen durch sein Bietverhalten, dass es nur noch 2 Blöcke haben möchte. Lediglich die D-Netz-Betreiber boten noch für 3 Blöcke. Erst als am 17. August 2000 kurz nach Mittag T-Mobil auf das Bietrecht für einen Block verzichtete, kam es zum Ende der Versteigerung durch eine Reduzierung der Bietrechte auch bei Mannesmann-Mobilfunk.

So war das mit großer Spannung erwartete Ende der Auktion gekommen. ln einer live auf mehreren Fernsehsendern ausgestrahlten Pressekonferenz konnte Klaus-Dieter Scheurle, Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunkation und Post, den herbei geeilten Unternehmensspitzen die Lizenzurkunden übergeben.

Das Medienecho in den 3 Wochen der Auktion war enorm. Den Beginn der Versteigerung verfolgten fast 250 akkreditierte Medienvertreter mit 15 Kamerateams. Die Bilder gingen rund um den Globus, sogar das kuwaitische Fernsehen hatte extra ein Team zur Versteigerung entsandt. Klaus-Dieter Scheurle war wohl in dieser Zeit der meistfotografierte Deutsche. In seinem Schlusswort unterstrich er, dass der Verbraucher der Gewinner dieser Auktion sei. Mit 6 Lizenzen wird es nirgends so viel Wettbewerb auf dem UMTS-Markt geben wie in Deutschland. Dadurch rechnet Scheurle mit einem raschen Netzaufbau, weil jedes Unternehmen den Vorteil des ersten Anbieters nutzen möchte. Auch geht er davon aus, dass die Vorgaben der Reg TP zur Netzabdeckung (bis Ende 2003 25 Prozent der Bevölkerung und bis Ende 2005 50 Prozent) übererfüllt werden.

Berühmte UMTS-Auktions-Uhr wird versteigert

Die in den letzten Wochen zur Berühmtheit gelangte Uhr aus der UMTS-Auktion der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post kommt nun selbst unter den Hammer. Zu einem Mindestgebot von 250,00 DM eröffnete die Behörde am 28. August die Versteigerung der großen Stoppuhr. mit der die einzelnen UMTS-Bieterrunden gestoppt wurden. Der Erlös soll in Absprache mit dem Meistbietenden einer sozialen Organisation in Mainz gestiftet werden. An dem Bietverfahren für die UMTS-Auktions-Uhr konnte sich jeder Interessierte beteiligen. Die Gebote mussten bis einschließlich 15. September 2000, 15.00 Uhr, bei der Regulierungsbehörde in Bonn per Post oder per Fax eingehen. Nach Redaktionsschluss wurde bekannt. dass die Stoppuhr zum Höchstgebot von 30.000 DM an die Firma Pfleiderer. Herstellerin von Mobilfunksendemasten, in Neumarkt (Oberpfalz) ging.

Hinweis: Siehe auch Chronik Telekommunikation Juli bis Dezember 2000.