Juni 2004
Die EU-Kommission will nach Informationen aus Kommissionskreisen gegen Teile des Briefmonopols vorgehen. Dabei geht es um post-vorbereitende Tätigkeiten („Konsoidierung”). Nach dem geltenden deutschen Postgesetz hat die Deutsche Post das alleinige Recht für das Sammeln, Sortieren und Befördern von Sendungen bis 100 Gramm. Dies verstößt nach Ansicht der EU-Kommission gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften. Nach EU-Informationen hat die Kommission deshalb Anfang 2004 ein Mahnschreiben an die Bundesregierung geschickt mit der Aufforderung, das Postgesetz zu ändern. Nach Angaben der Kommission hat die Bundesregierung im Mai 2004 eine Postgesetzänderung zugesagt.
Nach der von der EU geforderten Gesetzesänderung könnten Wettbewerber der Deutschen Post sich darauf spezialisieren, gebietsübergreifend Briefe einzusammeln und bei einer beliebigen Großannahmestelle der Deutschen Post (Briefzentrum) abzugeben. Der Post gingen sicher geglaubte Umsätze verloren. Die Wettbewerber kämpfen seit Langem um eine offizielle Zulassung zu diesem Teilmarkt. Auf Antrag des US-Konkurrenten UPS verpflichtete die Reg TP im Jahr 2000 die Deutsche Post, von Wettbewerbern eingesammelte und sortierte Briefe zur Beförderung anzunehmen und dem Einlieferer 23 Prozent Porto-Rabatt zu gewähren. Allerdings gilt die Regelung nur für Sammelsendungen von mehr als 500 Briefen, die schwerer als 100 Gramm sind.
Für die Deutsche Post geht es bei dem Kampf um diese post-vorbereitenden Tätigkeiten nicht nur um Umsatzverluste. Wettbewerber, die sich frühzeitig als Postvorbereiter in die Dienstleistungskette des Briefgeschäfts einklinken, stellen damit die Weichen für das 2007 erwartete Ende des Briefmonopols, um sich dann für ihren bis dahin gewonnenen Kundenstamm das gesamte Prozessmanagement im Briefgeschäft zu sichern.
Die Deutsche Post profitiert ihrerseits in ausländischen Märkten heute schon von den Freiräumen, die sie ihren inländischen Wettbewerbern versagt: Erst Ende März 2004 vereinbarte die Deutsche Post mit der britischen Royal Mail, vorsortierte Briefsendungen in das Zustellnetz der britischen Post einzuspeisen.
April 2004
Ende April 2004 genehmigte die EU-Kommission Beihilfen in Höhe von 150 Millionen Euro für Investitionen in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Fördermittel sind u.a. zugesagt für den Bau eines Luftdrehkreuzes der Post-Tochter DHL am Flughafen Leipzig. DHL sucht einen neuen Standort für den Umschlag seiner Luftfracht, weil der Hauptumschlagplatz Brüssel an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Die endgültige Investitionsentscheidung will DHL im Herbst fällen.
Mai 2004
Nach einer breiten Diskussion in der Öffentlichkeit über den Abbau von Briefkästen und Filialschließungen drohten Politiker gesetzliche Maßnahmen an, um die Post zu stärkerer Flächenpräsenz zu zwingen. 2003/04 hatte die Post von ihren 140.000 Briefkästen 32.000 abgebaut und Filialen (vor allem Postagenturen) geschlossen.
In Artikel 87 f Grundgesetz ist die staatliche Verpflichtung zur Sicherstellung eines flächendeckenden und angemessenen Postdienstes verankert. Dieser Verfassungsauftrag ist im Postgesetz (PostG) und in der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) umgesetzt. Konkret definiert die PUDLV, wie die Grundversorgung auszusehen hat. Sie schreibt u.a. vor, dass die Deutsche Post mindestens 12.000 stationäre Einrichtungen (Filialen) vorhalten muss. Zudem muss die Post ihr Briefkasten-Netz so ausrichten, dass niemand mehr als 1.000 Meter zurücklegen muss, um einen Briefkasten zu erreichen.
Tatsächlich betreibt die Deutsche Post zurzeit 13.000 Filialen (rd. 5.000 eigenbetriebene und 8.000 Partnerfilialen). Um den nächstgelegenen Briefkasten zu erreichen, muss der Postkunde im Bundesdurchschnitt nur 500 Meter zurücklegen. Obwohl die Post damit die gesetzlichen Verpflichtungen als übererfüllt ansieht, erklärte sie sich Anfang 2004 in einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu einer weiteren Präzisierung des Universaldienstes bereit.
Sie verpflichtete sich, in allen zusammenhängend bebauten Wohngebieten mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale zu betreiben (nicht nur nach PUDLV in politischen Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern). Die Öffnungszeiten bei Kleinstfilialen werden mindestens 50 Prozent über der Kundennachfrage liegen. Bundesweit wird sie mindestens 100.000 Briefkästen bereitstellen (zur Erfüllung der PUDLV-Vorgabe wären nur 60.000 Briefkästen zwingend notwendig). An diese Verpflichtung wird sich die Deutsche Post mindestens bis zum Auslaufen der Exclusivlizenz Ende 2007 halten.
Im Mai 2004 erklärte dazu die Reg TP, die Zusagen der Deutschen Post reichten aus und machten ein Eingreifen des Gesetzgebers nicht nötig.
Juni 2004
Nach dem Postpersonalrechtsgesetz wurde 1995 zeitgleich mit der Umwandlung der Bundespost-Unternehmen in Aktiengesellschaften für jede der 3 AG eine Unterstützungskasse (UK) in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins gegründet. 2001 wurden die 3 UK zum Bundes-Pensions-Service für Post und Telekommunikation e.V. (BPS-PT) verschmolzen. Die Aufgabe der UK bzw. des BPS-PT: Erbringung von Versorgungs- und Beihilfeleistungen an ehemalige Beamte aus dem Post- und Telekombereich und deren Hinterbliebene. Zur Finanzierung dieser Leistungen zahlten die 3 Aktiengesellschaften von 1995 bis 1999 jährliche Festbeträge an die UKn und zwar:
Deutsche Post AG | 4,0 Milliarden DM (= 2,05 Milliarden Euro) |
Deutsche Postbank AG | 0,31 Milliarden DM (= 0,16 Milliarden Euro) |
Deutsche Telekom AG | 2,9 Milliarden DM (= 1,48 Milliarden Euro). |
Seit 2000 zahlen die Unternehmen statt der Festbeträge jährliche Beiträge in Höhe von 33 Prozent der Bruttobezüge der jeweils noch aktiven Beamten und der fiktiven Bruttobezüge der ruhegehaltsfähig beurlaubten Beamten (also Beamte, die zeitweise als Angestellte oder Leitende Angestellte bei den AG und ihren Tochterunternehmen beschäftigt sind - Insichbeurlaubung).
Im Jahr 2003 zahlte die Deutsche Post AG Beiträge in Höhe von 664 Millionen Euro (Vorjahr 645 Millionen Euro) und die Deutsche Postbank AG 77 Millionen Euro (Vorjahr 80 Millionen Euro) an den BPS-PT (Zahlen nach Geschäftsbericht 2003). Die Deutsche Telekom AG zahlte 2003 an den BPS-PT 809 Millionen Euro (Vorjahr 838 Millionen Euro).
Nach dem Gesetz zur Neuordnung des Postwesens und der Telekommunikation (PTNeuOG) gleicht der Bund Unterschiedsbeträge zwischen den laufenden Zahlungsverpflichtungen der Unterstützungskassen/BPS-PT einerseits und den Beiträgen der 3 Bundespost-Aktiengesellschaften Deutsche Post AG, Deutsche Postbank AG und Deutsche Telekom AG und den Vermögenserträgen andererseits „auf geeignete Weise” aus (z.B. Dividenden und Verkauf von Post- und Telekom-Aktien aus dem Bundesbesitz) und gewährleistet, dass der BPS-PT jederzeit in der Lage ist, die gegenüber ihren Trägerunternehmen übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen. Soweit der Bund hiernach Leistungen an den BPS-PT erbringt, kann er von den 3 Bundespost-Aktiengesellschaften keine Erstattung verlangen.
2004 erbringt der BPS-PT Versorgungs- und Beihilfeleistungen für ca. 271.000 Post- und Telekom-Versorgungsempfänger (VE). Der BPS-PT rechnet mittelfristig mit einem Absinken dieser Zahl, langfristig aber mit einem Ansteigen auf voraussichtlich bis 294.000. Als Folge dieser Entwicklung beziffert der BPS-PT die Versorgungslasten bis 2090 auf 580 Milliarden Euro. Dazu werden die 3 Bundespost-Aktiengesellschaften rund 20 Milliarden Euro beisteuern. Der Bund muss rund 560 Milliarden Euro aufbringen. Die Entwicklung von 1995 bis 2003 zeigt nachstehende Tabelle nach den Daten des BPS-PT.
Quelle: BFPT
April 2004
Im April 2004 hat die Deutsche Post den bislang beim holländischen Wegener-Konzern liegenden Anteil von 30 Prozent am gemeinsamen Unternehmen Interlanden erworben. Interlanden ist einer der bedeutendsten Anbieter für die Zustellung nichtadressierter Werbepost in den Niederlanden. Das Unternehmen liefert wöchentlich 9 Millionen Lokalzeitungen und 70 Millionen Werbebroschüren aus. Interlanden mit Sitz in Apeldoorn beschäftigt 500 Mitarbeiter.
Die Deutsche Post und Wegener bleiben über das Gemeinschaftsunternehmen Selekt Mail Nederland geschäftlich miteinander verbunden. Das Joint Venture ist im Bereich adressierter Briefzustellung in den Niederlanden aktiv. Mit dem Einstieg in den niederländischen Markt will der Post-Konzern von der Liberalisierung der Postmärkte profitieren und damit Rückgänge in Deutschland ausgleichen, die durch den Markteintritt von Wettbewerbern auf dem deutschen Postmarkt entstehen.
Die Deutsche Post World Net bietet auf dem niederländischen Markt ein komplettes Angebot an Postdienstleistungen mit Selekt Mail Nederland (adressierte Sendungen) und den Tochterunternehmen Selektvracht (B2C-Pakete), Deutsche Post Global Mail (internationales Briefgeschäft) und Interlanden (nichtadressierte Werbesendungen).
April 2004
Unter dem Produktnamen FRANKIT offeriert die Deutsche Post ihren gewerblichen Kunden seit Anfang April 2004 eine neue Generation von Freistempelmaschinen. Sie bieten ihren Nutzern zahlreiche Vorteile. So wird die Bedienung einfacher und komfortabler und der Portoeinkauf erleichtert. Der Gang zur Postfiliale zum Portokauf entfällt, weil das Porto mithilfe eines in die Maschine eingebauten Modems direkt über das Internet aufgeladen werden kann.
Die FRANKIT-Technologie verschlüsselt alle relevanten Daten für eine Frankierung in einem zweidimensionalen Matrix-Code. Die Frankatur enthält neben einem lesbaren Klartext, der Frankierdatum und tatsächliches Entgelt anzeigt, zusätzlich den Matrix-Code für den Transport verschlüsselter Informationen. Das können sowohl Daten für die individuellen Bedürfnisse des Kunden sein als auch Kopierschutzfunktionen oder Herstellerkennzeichnungen. Links neben dem Matrix-Code kann ein Werbeklischee eingebunden werden, z.B. ein Firmenlogo oder Hinweise auf Briefzusatzleistungen wie Einschreiben.
01.05.2004
Der zentrale Wartepunkt vor den Postschaltern hat sich im Lauf der letzten Jahre eingebürgert und bewährt. Um bei starkem Kundenandrang, z.B. in der Weihnachtszeit, die Warteschlangen nicht zu lange werden zu lassen, soll nun der „Floormanager” Abhilfe schaffen: Seit 1. Mai 2004 fragt er in größeren Filialen die wartenden Kunden nach ihren Wünschen und weist sie ggf. zu Selbstbedienungsautomaten oder den Beratungsplätzen für Postbank- und Telekommunikationsangeboten.
April 2004
7 regionale Post-Konkurrenten haben sich im April 2004 unter der Regie des Berliner Zustelldienstes PIN AG zusammengetan, um Briefe im Raum Berlin/Brandenburg, etwa von Wittenberge über Berlin bis nach Spremberg (Spree-Neiße) und Leipzig zu befördern. Allein die PIN AG befördert nach eigenen Angaben täglich 220.000 Briefsendungen.
Zu dem Verein „Neue Briefdienste”, dessen Mitglieder die Briefe je nach Zustellregion untereinander austauschen, gehören u.a. die Turbo Post GmbH in Neuruppin und die Speedy Express in Potsdam.
April 2004
Die Österreichische Post AG und die Deutsche Post Global Mail GmbH haben Ende April 2004 einen Kooperationsvertrag für den Vertrieb von Info Mail und Info Post (adressierte und unadressierte Werbesendungen) aus Frankreich, Niederlande, Belgien, Großbritannien, Spanien, Dänemark und der Schweiz nach Österreich abgeschlossen. Künftig wird die Deutsche Post Global Mail den Vertrieb für den Versand von Werbesendungen aus den genannten Ländern nach Österreich für die Österreichische Post AG übernehmen.
Für die Deutsche Post Global Mail bedeutet die Kooperation eine deutliche Erweiterung ihres Produktangebotes gegenüber ihren internationalen Geschäftskunden, denen damit der Zugang zu 2 großen Märkten im deutschsprachigen Raum aus einer Hand angeboten werden kann.
Branchenkenner sehen in der neuen Kooperation eine Vorstufe für den möglichen Einstieg der Deutschen Post bei den Nachbarn. Post-Chef Klaus Zumwinkel hatte im März 2004 „ungebrochenes Interesse” an der österreichischen Post signalisiert. Das Unternehmen soll bis 2006 privatisiert werden. Die Höhe des Beteiligungsverkaufs ist offen.
Mai 2004
Die Deutsche Post-Tochter Deutsche Post Global Mail USA erwarb Mitte Mai 2004 die US-Briefdienstleister SmartMail und QuikPak. SmartMail ist der führende Anbieter von Transport- und Sortierleistungen im Bereich Groß- und Maxibriefe. QuikPak ist der Marktführer im Bereich Katalog-Fulfilment. Mit dem Zusammenschluss bietet Global Mail den Kunden in den USA einmalige Dienstleistungen rund um den Brief innerhalb des Landes sowie in alle Welt an. Ergänzt um das Angebot DHL@home (früher: Airborne@home) wird Deutsche Post Global Mail damit der erste Full-Service-Provider für Direct-Mail-Versender und Versandhäuser in den USA sein. DHL@home umfasst Dienstleistungen für Pakete, Presseprodukte und gebundene Drucksachen im Bereich Business-to-Customer (B2C), deren Lieferung in Zusammenarbeit mit der US-Post erbracht wird.
Deutsche Post Global Mail beschäftigt zusammen mit allen Neuerwerbungen in den USA 1.850 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 600 Millionen US-Dollar.
01.04.2004
Am 1. April 2004 hat DHL Iberia in Saragossa einen neuen Hub in Betrieb genommen. DHL ist damit als einziges Logistikunternehmen in allen 3 Provinzen Aragoniens (Saragossa, Teruel und Huesca) vertreten. 140 Mitarbeiter bearbeiten in Saragossa täglich über 4.600 Sendungen.
Mai 2004
Auf mehr als 50.000 PCs ist STAMPIT, das Frankiersystem per PC, bereits installiert. Im Mai 2004 hat die Deutsche Post ihr Angebot erweitert. Unter dem Namen STAMPIT HOME bietet die Post eine zusätzliche Version an, mit der sich das Frankieren mit der „Internet-Briefmarke” auch für private Nutzer und Geschäftskunden mit geringem Postvolumen lohnt. Die Software erlaubt das Frankieren von Briefsendungen unmittelbar über Microsoft Word oder StarOffice. Die Software STAMPIT HOME kostet 9,50 Euro.
Juni 2004
Große deutsche Zeitungsverlage planen als Konkurrenz zur Deutschen Post eine Ausweitung ihrer Aktivitäten im nationalen Briefgeschäft. Wie das Handelsblatt Mitte Juni 2004 meldete, planen der Axel Springer-Verlag, der WAZ-Konzern und die Holtzbrinck-Gruppe die Bildung einer Allianz. Dazu wollen sie sich an der Firma EP Europost beteiligen, einem Geschäftsunternehmen der niederländischen Post TPG und Hermes-Logistik.
Juni 2004
Der Deutsche Post Konzern beschäftigte 2003 im Jahresdurchschnitt 375.096 Mitarbeiter, dazu 6.609 Auszubildende. Am 31. Dezember 2003 arbeiteten noch 70.130 Beamte beim Deutsche Post-Konzern (Vorjahr 73.157).
Quelle: Geschäftsbericht der Deutschen Post AG 2003
Juni 2004
DHL greift die übermächtigen Konkurrenten UPS und FedEx auf dem US-Markt an. Mit 1,2 Milliarden US-Dollar will DHL das Frachtnetz in den USA ausbauen. Bis 2005 sollen 7 neue Frachtzentren gebaut werden, um die Kapazitäten um 60 Prozent zu erweitern. Mittelfristig will DHL die Zahl der Verteilzentren in den USA auf 24 verdoppeln.
Derzeit kommt DHL in den USA auf einen Anteil von 6 Prozent auf dem 47-Milliarden-US-Dollar-Frachtmarkt. UPS und FedEx erreichen zusammen 70 Prozent.
Stark wachsen will die Deutsche Post World Net mit DHL auch in Asien. Dort soll der Umsatz bis 2008 auf 4 Milliarden Euro verdoppelt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, will DHL 1,1 Milliarden US-Dollar investieren, davon allein 270 Millionen US-Dollar in China in den Aufbau des Fracht-Netzwerks.
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