Deutsche Post AG Briefzustellung in Berlin, 2006UPS AirlinesPostbank Centerfiliale Berlin-Charlottenburg, Goethestr. 2-3, 2006PIN Briefzustellung in Leipzig, 2005DHL Paketzustellung, Post in neuem DHL-Design, 1.4.2003Deutsche Telekom, Gebäudekennung, Digi Park Flughafen Köln/Bonn, 2006Vodafone Gebäude Am Seestern Düsseldorf, 2004

Post und Telekommunikation

Kurier-, Express-, Postdienste

Juli - Dezember 1995

Postbank: Privatisierungskonzept der Bundesregierung

November 1995
Ein neutrales Gutachten soll Entscheidungshilfen für die weitere Privatisierung der Postbank liefern. Dies wurde im Oktober 1995 zwischen Bundespostministerium und Bundesfinanzministerium vereinbart. Im November 1995 beauftragte die Bundesregierung die Investmentbank Schroders, London, bis Januar 1996 Vorschläge für die weitere Privatisierung der Deutschen Postbank AG vorzulegen.

Die Bundesregierung - so das Postministerium im Oktober 1995 - hält es für unabdingbar, eine angemessene Infrastruktur von Postschaltern mit zeitgemäßen Leistungen sicherzustellen. Sie bedauert, dass eine dafür geeignete vertragliche Lösung zwischen Deutscher Post AG und Deutscher Postbank AG nicht zustande gekommen ist.

Die 1993 geschlossene Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Post und Postbank läuft Ende 1996 aus. Bisher konnten sich beide Partner nicht über die Zukunft des gemeinsamen Filialnetzes einigen. Voraussetzung für den Erhalt eines ausreichend dimensionierten Postfilialnetzes ist auch künftig ein Angebot an Finanzdienstleistungen am Postschalter. Neben den Postagenturen, die sich bewährt haben, sollte eine fünfstellige Zahl an posteigenen Filialen erhalten bleiben (zurzeit 17.000 Filialen).

Die beiden Schwester-Unternehmen waren mit unterschiedlichen Vorschlägen zu Beteiligungsmodellen an der Postbank an die Öffentlichkeit getreten. Nach dem Angebot der Deutschen Post AG erwirbt ein Konsortium zum 1. Januar 1996 einen Anteil von 75 Prozent (minus 1 Aktie) der Postbank zum Preis von 3,075 Milliarden DM; der Bund behält vorerst 25 Prozent + 1 Aktie. Nach Ansicht der Deutschen Post AG liegt der Gesamtwert der Postbank bei 4,1 Milliarden DM. Das Paket des Konsortiums soll nach dem Postvorschlag wie folgt aufgeteilt werden: 40 Prozent Deutsche Post AG, 20 Prozent Deutsche Bank (sie soll die Aktien der Deutschen Postbank AG in einem überschaubaren Zeitraum an der Börse einführen), 15 Prozent Schweizer Rückversicherung (sie soll den Aufbau neuer Produkte auf dem Versicherungssektor bei Post und Postbank unterstützen).

Die Deutsche Postbank AG lehnte den Postvorschlag entschieden ab und schlug stattdessen folgendes Modell vor: Kooperationspartner aus den 4 Bereichen Lebensversicherung, Sachversicherung, Bausparen/Baufinanzierung und Investmentsparen sollen Aktienanteile der Deutschen Postbank AG von je 10 Prozent erwerben. Ihren Wert beziffert die Postbank auf 5 - 6 Milliarden DM.

Ein weiterer Schritt zur Umsetzung der Postreform II

11.12.1995
Am 11. Dezember 1995 stimmte das Bundeskabinett 3 vom Postminister vorgelegten Verordnungen für den Kundenschutz im Bereich von Post und Telekommunikation und für den Datenschutz im Postwesen zu. Die beiden Kundenschutzverordnungen treten am 1. Januar 1996 in Kraft. Sie regeln die Rahmenbedingungen, zu denen die Deutsche Post AG und die Deutsche Telekom AG ihre Monopol- und Pflichtdienstleistungen anzubieten haben.

Die Telekommunikations-Kundenschutzverordnung bringt u.a. Neuerungen und Verbesserungen für den Kunden. So ist z.B. der Kunde künftig bereits bei erheblichen Zweifeln an der Richtigkeit seiner Telefonrechnung berechtigt, nur den durchschnittlichen Rechnungsbetrag der letzten Monate zu zahlen. Es muss also nicht mehr feststehen, dass die Rechnung fehlerhaft ist.

Die Post-Kundenschutzverordnung legt Mindestqualitäten für Laufzeiten sowie die Ausstattung mit Postfilialen und Briefkästen fest. Kernpunkte der Qualitätsvorgaben sind:

  1. Mindestens 80 Prozent der an einem Werktag eingelieferten Briefe sind am folgenden Werktag auszuliefern. Am 2. Werktag müssen mindestens 95 Prozent der Briefe und 80 Prozent der Päckchen und Pakete bis 20 kg zugestellt sein.
  2. Postfilialen sollen auch künftig nicht weiter als 2.000 m vom Kunden entfernt sein. Ggf. übernimmt der Landzusteller die Aufgaben der Postfiliale.
  3. Der Kunde soll bis zum nächsten Briefkasten in der Regel nicht weiter als 1.000 m gehen müssen. Die Briefkästen sind an allen Werktagen sowie bedarfsgerecht an Sonn- und Feiertagen zu leeren.
  4. Die Postzustellung ist für jeden Werktag, also auch für den Samstag, vorgeschrieben; ebenso der 2. Zustellversuch für am Schalter eingelieferte Paketsendungen.

Der neuen Datenschutzverordnung, die das Kabinett ebenfalls verabschiedet hat, muss noch der Bundesrat zustimmen. Sie regelt den Umfang der zulässigen Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten der am Postverkehr Beteiligten. Der Geltungsbereich wurde über die bisherigen Regelungen hinaus auf sämtliche Anbieter von Postdienstleistungen aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit ausgedehnt.

Wegfall der Hilfsbeamteneigenschaft im Postermittlungsdienst

14.06.1995
Nach dem Beschluss der Konferenz der Justizminister vom 14. Juni 1995 in Dessau entfällt ab 1. Juli 1995 der Hilfsbeamtenstatus für die Beamten des Postermittlungsdienstes. Die Kräfte in den Post-Ermittlungsstellen führen ihre Ermittlungstätigkeit grundsätzlich im selben Umfang fort wie bisher. Dabei gelten folgende Abweichungen:

Berufsausbildung 1996

Dezember 1995
Auch 1996 wird die Deutsche Post AG wieder mehr als 1.000 angehenden Fachkräften für Brief- und Frachtverkehr, Kauffrauen und Kaufmännern für Bürokommunikation, Elektro-Mechanikern und erstmalig auch Elektro-Installateuren eine qualifizierte Ausbildung bei der Post bieten. Dabei wird die Post bei der Ausstattung mit Ausbildungsplätzen vor allem die Niederlassungen in den neuen Bundesländern überproportional berücksichtigen.

Vorstand wiederbestellt / Horst Kissel wird Arbeitsdirektor

25.10.1995
Der Aufsichtsrat der Deutschen Post AG hat am 25. Oktober 1995 den Vorstand des Unternehmens für weitere 5 Jahre ab 1. Januar 1996 bestellt. Dr. Klaus Zumwinkel wurde als Vorstandsvorsitzender bestätigt. In ihren Ressorts bleiben Dr. Helmut Benno Staab, Dieter Seegers-Krückeberg, Dr. Günter W. Tumm, Dr. Hans-Dieter Petram und Dr. Edgar Ernst.

Der bisherige Personalvorstand, Wolfhard Bender, übernimmt ab 1996 das neue Vorstandsressort „Neue Geschäftsfelder, Einkauf und Recht”.

Als Arbeitsdirektor neu in den Vorstand berufen wird Horst Kissel (58). Kissel begann seine postalische Karriere 1958 als Postinspektoranwärter bei der Oberpostdirektion Freiburg. 1989 wurde er Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Postgewerkschaft. Seit 1990 ist er Mitglied des Post-Aufsichtsrates und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft christlich-demokratischer und christlich-sozialer Mitglieder der Deutschen Postgewerkschaft.

Postkunden-Telefon nun bundesweit

November 1995
Die Post will es ihren Kunden leicht machen, sich zu beschweren und Wünsche und Anregungen loszuwerden. Sie hat deshalb ein Kunden-Telefon eingerichtet, Sitz im süddeutschen Crailsheim. Nach einer Einführungsphase ist es unter der einheitlichen Rufnummer (0 18 02)33 33 ab November 1995 bundesweit zum Ortstarif erreichbar.

Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. „Jeder reklamierende Kunde” - so der zuständige Geschäftsbereichsleiter in der Generaldirektion, Walter Maschke, „gibt uns die Chance, etwas zu verbessern und aus einem unzufriedenen Kunden wieder einen zufriedenen Kunden zu machen.”

Neues Konzept für die „Internationale Post”

Dezember 1995
Zu den Sparten Frachtpost, Briefpost und Postfilialen kam ab Ende 1995 als 4. Sparte das Geschäftsfeld „Internationale Post” (IP). Die Sparte IP hat auf der Niederlassungsebene (Produktion) die Aufgabe, Brief- und Paketsendungen im Import und Export zu bearbeiten.

Um die Dienstleistungsqualität im grenzüberschreitenden Verkehr und damit die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern, ist die Deutsche Post AG dabei, den gesamten Postaustausch mit dem Ausland neu zu strukturieren. Derzeit gibt es rd. 25 größere Auswechslungsstellen, über die mehr als 90 Prozent der Sendungsmengen ins Ausland ausgetauscht werden. Die vielen Schnittstellen führen zu Qualitäts- und Kostenproblemen.

Mit Wirkung vom 31. Dezember 1995 werden zur Erledigung der Aufgaben der IP in Frankfurt am Main die Niederlassungen IP 1 und IP 2 eingerichtet. In der Niederlassung (NL) IP 1 wird der am Standort Frankfurt zu erledigende Betrieb zusammengefasst. Die NL IP 2 umfasst die Außenstellen im produktiven Bereich der IP sowie die übrigen NL-Aufgaben wie Auslandsabrechnung, Kundenauskunft, Nachforschung und Ersatz. Z.T. bereits in Betrieb sind 5 Internationale Frachtstationen (IFS), nämlich in Hannover, Leipzig, Köln, Nürnberg und Speyer. Sie sind Außenstellen der NL IP 2.

Eine Internationale Seepoststation wird in Hamburg eingerichtet. Sie ist ebenfalls eine Außenstelle der NL IP 2 Frankfurt. Die bisher in Bremen wahrgenommenen Aufgaben der internationalen Seepost sollen bis 5. Februar 1996 nach Hamburg verlagert werden.

Die Luftpostleitstelle Frankfurt am Main ist der NL IP 1 zugeordnet. Bis zu ihrer vollständigen Inbetriebnahme - vorgesehen Mitte 1997 - verbleiben die Luftpostleitstellen Düsseldorf, Hamburg und München bei den NL Briefpost Düsseldorf, Hamburg und Freising.

Alle notwendigen Baumaßnahmen sollen bis Anfang 1997 abgeschlossen sein. Investitionsbedarf hierfür: 250 Millionen DM. Jährliches Einsparpotenzial: 50 - 70 Millionen DM. Erwarteter Effekt: verbesserte Qualität im internationalen Postverkehr, Umsatzwachstum und Mehrgewinne.

Schon 16 von künftig 83 Briefzentren am Netz

Oktober 1995
Ende Oktober 1995 gingen 11 weitere Briefzentren in Betrieb: in oder bei Berlin (2), Dresden, Lübeck, Duisburg, Köln (Ost), Koblenz, Freiburg, München, Augsburg und Würzburg. Die offizielle Eröffnung findet am 12. Januar 1996 statt. Bereits vorher betriebsfertig waren die Briefzentren in oder bei Halle, Chemnitz, Kassel, Münster (Greven) und Straubing.

Die Errichtung der Briefzentren ist ein zentraler Teil des Konzeptes „Brief 2000”. Bis 1999 sollen alle 83 Briefzentren und damit das neue Brieflogistiknetz fertiggestellt sein.

Zu den Bausteinen des Konzeptes „Brief 2000” gehört die Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen zum 1. Juli 1993, die „Flurbereinigung” bei der Produkt- und Preisgestaltung im Briefdienst (1993: im wesentlichen nur noch 4 Basisprodukte: Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibrief) und der Aufbau eines neuen Briefbeförderungsnetzes. Statt bisher an 1.000 Bearbeitungsstellen wird die Briefbearbeitung auf 83 Briefzentren konzentriert, in denen Eingang und Abgang für die gesamte Briefregion unter einem Dach stattfinden. Die automatische Verteilung wird von derzeit 24 Prozent auf 85 Prozent gesteigert. Statt bisher 150.000 Verbindungsfahrten sind künftig nur noch 50.000 notwendig. Luft, Schiene und Straße sind - soweit die Qualitätsvorgaben (Bahn!) eingehalten werden, in das neue System integriert.

Die Deutsche Post AG investiert in das neue System 4 Milliarden DM und erwartet jährliche Einsparungen von 1,8 Milliarden DM und damit eine Stabilisierung der Entgelte. Auch die Qualität wird gesteigert: Statt heute 89 Prozent sollen im neuen Netz 95 Prozent der eiligen (vollbezahlten) Briefsendungen mit E+1 befördert, d.h. am Werktag nach der Einlieferung zugestellt werden.

Neues Konzept für Schaltereinrichtungen: Open Service

Dezember 1995
Zug um Zug gestaltet die Deutsche Post AG ihre Schalterhallen mit mehr als 2 Schaltern um. Stichwort: Open Service. Die kontaktfeindliche Schalterverglasung weicht einer offenen Thekenlandschaft. Bis Ende 1995 eröffnete die Post 120 Open Service-Filialen.

Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv: Der Kontakt zum Kunden wird direkter und einfacher und wirkt sich positiv auf die „Stimmung” bei Kunden und Postlern aus. Bis auf wenige Spezialgeschäfte (z.B. Sortenkauf und -verkauf) bieten alle Schalter alle Dienstleistungen an (Universalschalter). Dadurch verteilen sich die Kundenströme besser, die Wartezeiten werden reduziert. Die Schalter sind durchwegs mit modernen Computerkassen ausgerüstet, die für Postbank-Geschäfte online mit den Postbank-Computern verbunden sind. Die Kassensicherheit ist durch moderne zeitgesteuerte Tresore und Video- Überwachungsanlagen gewährleistet. Soweit genügend Platz zur Verfügung steht, wird das Schalterangebot durch einen „Post-Shop” ergänzt, ein Selbstbedienungssortiment von postnahen Artikeln, z.B. Schreibwaren, Glückwunschkarten, Verpackungsmaterial, Büroartikel.